Zillo Story 7/2004


STRATIS
Aufbruch ins 21. Jahrhundert


Alles andere als herzlos präsentiert sich der kreative Kopf hinter der Band STRATIS, die seit Anfang der 80er Jahre existiert und deren populärster Song eben das Stück "Herzlos" war, Antonios Stratis, als er über die im Eigenvertrieb erschienene CD "Herzlos" plaudert, die so etwas wie eine Werkschau der Band darstellt. "Die CD sollte hauptsächlich Titel enthalten die unveröffentlicht waren beziehungsweise nur auf Compilations erschienen. Das sind zwei Drittel der CD, die restlichen 7-8 Stücke waren auf unseren Kassetten veröffentlicht. Da die meisten unserer Masterbänder in England lagerten, war unsere Auswahl etwas begrenzt. Inzwischen haben wir alle Masterbänder zur Verfügung."
Dass das Stück "Herzlos", dessen Text von Ausländerfeindlichkeit handelt, der Dreh- und Angelpunkt des Albums werden sollte, war für Antonios von vornherein klar, denn "ohne diesen Titel wäre unsere Musik in Vergessenheit geraten. Künstlerisch gesehen unser simpelstes Stück, an einem Abend auf lediglich 2 Spuren aufgenommen. Der Text bezieht sich nicht explizit auf Deutschland. Ich als im Ausland lebender Grieche halte Deutschland für absolut liberal".
Das Interessante an STRATIS ist neben der Musik die Tatsache, dass sich die Band seit jeher dezent im Hintergrund bewegt hat, ohne durch PR-Aktionen, Touren, regelmässigen CD-Output auf sich aufmerksam zu machen. Da dies eine bewusste Entscheidung war, könnte man fast meinen, kommerzieller Erfolg würde Ihnen nichts bedeuten, doch Antonios sieht das nicht so.

"Die Musik soll sicher Anerkennung und Popularität erfahren, das streben wir auch an. Wir als Personen haben jedoch keinen Drang zur Selbstdarstellung. Sobald Musik veröffentlicht wird, ist sie Teil der Allgemeinheit und führt ein Eigenleben. Hat sie keinen künstlerischen Wert, bleibt sie unbeachtet. Verdient sie Beachtung, wird sie sich von selbst durchsetzen, auch wenn es manchmal Jahre oder Jahrzehnte braucht. Da wir nicht von der Musik leben, müssen wir nicht kaufmännisch denken und sind lediglich Kulturdiener."

Eine in der heutigen, immer kommerzorientierten, kapitalistischen Welt eine bemerkenswerte Einstellung. Doch welche Künstler haben STRATIS beeinflusst? Stellenweise wird man bei ihrer Musik an JEAN MICHEL JARRE erinnert, doch Antonios hält das für reinen Zufall.

"Unser Einstieg in die Welt der Elektronik begann mit 14 bis 15 Jahren, als wir die ersten Klänge von
KLAUS SCHULZE, KRAFTWERK, TANGERINE DREAM, BRIAN ENO, YMO & HOLGER CZUKAY hörten. Wir sehen uns in der Tradition europäischer Elektronikkultur mit tiefen Wurzeln in den 80ern. Die Musik von JEAN MICHEL JARRE kennen wir eigentlich nur oberflächlich, deshalb können wir gar nicht beurteilen, ob es Gemeinsamkeiten gibt. Wenn man einzelne Tracks punktuell betrachtet, wird man sicherlich Verbindungen zu anderen Musikern finden, ohne dass diese immer beabsichtigt sind."

Die Reaktionen auf nationaler und internationaler Ebene auf die Musik von STRATIS im Laufe der Jahre hatten einen interessanten Verlauf, den er in eigenen Worten schildert.

"In den 80ern wollte uns in Deutschland kaum einer hören, wir bekamen aber Feedback aus England, Holland, Kanada, USA, Japan und sogar aus Neuseeland. Dies gab uns damals Mut weiterzumachen. Als ich 1987 von Köln nach Griechenland zog, hörten wir auf unsere Musik zu veröffentlichen. In den Jahren darauf wuchs das Interesse in Deutschland immer mehr, Fans zahlten irre Summen, um die "Herzlos" Single zu kaufen. Wir haben dies alles still verfolgt. Im April haben wir via Internet unsere CD angekündigt. Es haben sich sofort sehr viele Leute gemeldet. Wahre Fans, die unsere Musik richtig gut kannten, und viele, die nur den Titel "Herzlos" kannten und seit Jahren auf eine Veröffentlichung warteten, ohne zu wissen, wer oder was STRATIS überhaupt ist."

Die positiven Reaktionen auf die Ankündigung der aktuellen CD waren ein eindeutiges Zeichen dafür, dass diese Entscheidung richtig war. Und das dies nicht die letzte Veröffentlichung von STRATIS bleiben wird, scheint sicher, verrät Antonios doch seine momentane Beschäftigung.

"Im Moment sind wir hauptsächlich dabei, ältere Aufnahmen zu digitalisieren und zu bearbeiten."    

Nur ein kleines Entfernungsproblem zwischen ihm und der zweiten Hälfte der Band, Albert Klein, erschwert das Ganze ein wenig.

"Die Zusammenarbeit ist zurzeit etwas schwierig weil wir nicht im selben Ort wohnen, Albert lebt in Köln, ich in der Nähe von Kiel."

Doch das hindert das Duo nicht daran, auch etwas Neues auszuprobieren und cluborientierte Tracks zu produzieren.

"Das ist etwas, womit wir uns in letzter Zeit beschäftigen. Unser aktuellster Titel "Mann Zu Mann" geht in diese Richtung. Du bist der erste Aussenstehende, der es bisher gehört hat."

Wenn dieser Track ein Indikator für die künftige Richtung von STRATIS ist, dürfte die Band noch eine lange Zukunft vor sich haben und viele neue Hörer für sich gewinnen.
Steve Palaser

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